Unternehmensgründungen durch Migranten in Baden-Württemberg

Eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung Mannheim (ifm) untersucht die Bedeutung von Eingewanderten in Bezug auf Unternehmensgründungen im deutschen Südwesten

Wie steht es mit der Migrantenselbstständigkeit
im „Ländle“?, © Kurhan - Fotolia.com

Wie steht es mit der Migrantenselbstständigkeit im „Ländle“?, © Kurhan - Fotolia.com

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(Initiative Mittelstand) Unternehmensgründungen durch Migranten sind in Deutschland ein wichtiger Baustein des ökonomischen wie auch gesellschaftlichen Gesamtgefüges und ein echter Wachstumsmotor. Einwanderer weisen statistisch gesehen allgemein eine höhere „Gründungslust“ als ihre deutschen Mitbürger auf und dringen als neue Selbstständige auch in andere, bislang noch wenig „beackerte“ Märkte vor. Obwohl hier also ganz offensichtlich großes Potenzial schlummert, wurde dem Thema bislang kaum öffentliches Interesse zuteil. Vor allem Baden-Württemberg – eines der größten und wohlhabendsten Bundesländer mit einem hohen Anteil an Migranten – hat sich dem Phänomen Migrantenökonomie in wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Hinsicht in der Vergangenheit kaum gewidmet. Das Bundesland im Südwesten der Republik hinkt hier ganz schön hinterher, bildet auch hinsichtlich der Migrantenselbstständigkeit im bundesweiten Vergleich das absolute Schlusslicht. Doch nun scheint sich hier glücklicherweise langsam etwas zu verändern: So gab beispielsweise das Wirtschaftsministerium von Baden-Württemberg beim Institut für Mittelstandsforschung in Mannheim eine Studie in Auftrag, die die Rolle von Migranten bei der Unternehmensgründung im „Ländle“ näher beleuchten sollte. Die Ergebnisse der von René Leicht (Forschungsbereichs- und Projektleiter beim ifm) und Michael Woywode (Direktor des ifm) geleiteten Studie wurden 2012 veröffentlicht [1] und förderten Erstaunliches zutage [2]: Auch wenn baden-württembergische Migranten im bundesweiten Durchschnitt mit am wenigsten Unternehmen ins Leben rufen, steigt deren Anzahl laut Studie doch kontinuierlich an und übertrifft sogar die der einheimischen Gründer. Momentan erfolgt in Baden-Württemberg jede dritte Existenzgründung durch eine Person ausländischer Herkunft, und trotz hoher Schließungszahlen ist bei vielen Herkunftsgruppen über die Jahre im Saldo doch ein Überschuss zu verzeichnen. Auch seien die Gruppen weitaus heterogener aufgestellt als häufig vermutet und zu großen Anteilen auch im Bereich moderner und wissensintensiver Dienstleistungen tätig. Ebenso erwähnenswert ist für Leicht und seinen Kollegen Woywode die Tatsache, dass Migrantenunternehmen immer mehr Arbeitsplätze schaffen: So sei jeder siebte bis achte Beschäftigte in mittelständischen Unternehmen bei einem Arbeitgeber mit ausländischer Herkunft beschäftigt. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist aus Sicht der beiden Mannheimer Wissenschaftler die soziokulturelle Integrationskraft der Migrantenbetriebe: Deren überproportionale Beteiligung an der Ausbildung benachteiligter Jugendlicher (primär Hauptschüler und Jugendliche mit Migrationshintergrund), spielt Leicht und Woywode zufolge eine wichtige Rolle in der Migrationspolitik, da so insgesamt mehr Benachteiligte erreicht würden (S.8). Und zu guter Letzt ist auch die außenwirtschaftliche Wirkkraft von Migrantenbetrieben zu erwähnen: Die durch Migranten erzielten Umsätze im Ausland lägen um einiges höher als bei deutschen Betrieben. Den vollständigen Artikel finden Sie unter: http://www.imittelstand.de/themen/topthema_100611.html [1] Die Studie trägt den Titel „Schöpferische Kraft der Vielfalt: Zugewanderte und ihre Unternehmen. Bedeutung, Triebkräfte und Leistungen von Migrantenunternehmen in Baden-Württemberg“ und ist als vollständige PDF-Version online unter: http://www.ifm.uni-mannheim.de/ im Bereich Forschung/ Neue Selbstständigkeit/ Publikationen und Vorträge abrufbar. Stand: 02.07. 2012. [2] Die folgenden Ergebnisse sind eine Zusammenfassung des von Leicht und Woywode erstellten Presse-Handouts, das im Rahmen der Pressekonferenz vom 9. März in Mannheim vom ifm verteilt wurde. Es ist ebenfalls downloadbar unter dem obengenannten Link bzw. Pfad.

Veröffentlicht am: 5. Juli 2012
Kategorie: Medien / Marketing