Welcome, Bachelors?

Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn hat in einer großangelegten Studie untersucht, wie kleine und mittelständische Unternehmen den Absolventen mit dem neuen Abschluss gegenüberstehen

Bachelorabsolventen – wie stehen KMU zu ihnen?
© olly - Fotolia.com

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(Initiative Mittelstand) Schon längst hat die Reformierungswut im deutschen Bildungssektor auch die Hochschulen erreicht: An die Stelle von Diplom- und Magister- sind nun Bachelor- und Masterabschlüsse getreten. Diese Umstrukturierung geschah primär, um die im Zuge der Internationalisierung angestrebte Vergleichbarkeit der Studienleistungen bei einem Auslandssemester und die Vereinheitlichung der Studienabschlüsse zu erzielen. Doch von dem anfänglichen Organisationschaos bei der Einführung der Abschlüsse einmal völlig abgesehen, besteht nach wie vor die große Sorge, dass besonders beim vergleichsweise kurzen Bachelorstudium zu wenig fachspezifisches aber auch universelles Wissen vermittelt wird. Man hat Angst, dass das bislang sehr komplexe und anspruchsvolle Studium damit insgesamt an Qualität einbüßt und trauert um das gute alte deutsche Diplom, das weltweit stets einen sehr guten Ruf genossen hat. Ausgehend von der These einer bundesweit verbreiteten Abneigung hat das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn jüngst eine Studie veröffentlicht [1]. In dieser versuchte man empirisch zu ermitteln, inwiefern sich die Skepsis besonders gegenüber dem Bachelorabschluss auch in Unternehmen – großen wie mittelständischen und kleinen – widerspiegelt: Gibt es auch hier Vorbehalte gegenüber Bachelor-Absolventen, und werden diese dann auch nicht so gerne eingestellt? Die Studie, bei der Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern aus ausgewählten Wirtschaftsbereichen des produzierenden Dienstleitungssektors – diese verzeichnen einen besonders hohen Anteil an Akademikern in der Belegschaft – befragt wurden, lieferte im Ergebnis ein sehr großes Meinungsspektrum: Es reicht von weitgehender Zustimmung bis zu totaler Ablehnung, wobei jedoch die Mehrheit der befragten Unternehmen (KMU wie auch Großunternehmen) eher neutral eingestellt ist [2]. Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die in den letzten drei Jahren Akademiker rekrutiert haben, entschieden sich für Absolventen der neuen Studiengänge. Zahlenmäßig überlegen waren hier die großen Unternehmen, was jedoch nicht auf stärkere Vorbehalte seitens der KMU zurückzuführen ist, sondern auf die simple Tatsache, dass ein Teil der KMU im untersuchten Zeitraum gar keine Hochschulabsolventen gesucht hat. Abschließend sei noch auf folgende Umfrageergebnisse verwiesen, die zukünftig für eine gelungene Integration von Bachelor-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt von großer Bedeutung sind und die es daher von Seiten der Hochschulen, der Bildungspolitik aber auch der Unternehmen selbst unbedingt zu berücksichtigen gilt: Als Hauptgründe für eine skeptische Haltung führen die Unternehmen die mangelnde Erfahrung mit den neuen Studienabgängern an, partiell identifizieren sie laut Studie aber auch ganz konkrete Schwächen der Hochschulreform, so etwa, dass diese zu keiner gesteigerten Praxisnähe geführt habe. Auch das Fachwissen, die analytischen Fähigkeiten und die Befähigung zum eigenständigen Arbeiten der Bachelor-Absolventen sowohl im Vergleich zu den Absolventen mit einem der herkömmlichen Abschlüsse, also Diplom oder Magister, als auch mit einem Master-Abschluss, schätzten sie als schlechter ein. [1] Die Studie des IfM Bonn ist unter http://www.ifm-bonn.org/... abrufbar. Stand: 27.06.2012. [2] Die aus dieser Studie resultierenden Umfragewerte entstanden auf Basis von 632 auswertbaren Fällen. Den ausführlichen Artikel finden Sie unter: http://www.imittelstand.de/themen/topthema_100604.html

Veröffentlicht am: 2. Juli 2012