112: Beim Notfall-Fax hört die Gemeinsamkeit auf

Für Menschen mit Hör- oder Sprachproblemen ist die Notfallnummer noch nicht überall

Am morgigen Samstag ist europäischer Notruftag, denn es ist der 11.2. Und um die 112 geht es. Das ist die Nummer, von der Menschen lernen sollen, dass sie EU-weit als Notrufnummer funktioniert. Menschen mit Hörschädigung oder Sprachbehinderung profitieren von dieser einheitlichen Rettungsnummer jedoch noch nicht: Zwar können sie sich in Notfällen per Fax an den Notruf wenden. Doch auf diesem Weg sind die Leitstellen noch nicht bundesweit unter 112 erreichbar. "Technische Ausreden gibt es dafür nicht", stellt Stephan Leschke, Vorstand des Fax-Spezialisten Ferrari electronic klar. Für Menschen, die sich nicht telefonisch verständigen können, ist das Notfall-Fax heute die mit Abstand zuverlässigste Möglichkeit, um Hilfe zu rufen. Denn SMS und neuere Kommunikationsmedien sind nicht bundesweit etabliert. Es gibt für den Faxnotruf einen eigenen Vordruck, an dem man vorab Basisdaten wie den Wohnort ausfüllen kann. Im Notfall lassen sich so durch Ankreuzen weniger Felder alle notwendigen Daten senden, damit Polizei, Rettungswagen oder Feuerwehr den richtigen Weg findet. Da Rückfragen nicht möglich sind, ist es beim Notfall-Fax also besonders wichtig, dass alle zentralen Angaben zum Notfall von vornherein enthalten sind. Ein Beispiel für eine Notfall-Faxvorlage finden Sie unter http://www.internetwache.brandenburg.de/fm/85/Notfall-Fax.pdf Mindestens 300.000 Menschen sind auf das Notfall-Fax angewiesen Laut dem Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) gibt es mindestens 300.000 gehörlose, ertaubte und an Taubheit grenzend schwerhörige Menschen in Deutschland. Die Interessenvertretungen von Hörgeschädigten bemängeln schon seit längerem, dass die 112 noch nicht deutschlandweit für Notfall-Faxe funktioniert. Wo die 112 nicht zur Notruf-Leitstelle führt, ist es manchmal die 110, nicht selten aber auch eine lange Telefonnummer mit regionaler Vorwahl. Stephan Leschke sagt, dass es heute einfacher denn je wäre, Fax und Sprachkommunikation in den rund 250 Leitstellen in Deutschland über die gleiche Nummer laufen zu lassen: "Dies lässt sich ohne weiteres und zu geringen Kosten auch so konfigurieren, dass mehrere Anrufe und Faxe sich nicht gegenseitig blockieren." Papier sei bei dem Prozess in den Leitstellen eher hinderlich: "Fortschrittliche Leitstellen ersparen sich den ständigen Blick auf das Papierfax, sondern leiten das Fax direkt auf den Bildschirm des zuständigen Personals. Diese können mit wenigen Klicks ein Bestätigungsfax senden, dass Hilfe unterwegs ist."

Veröffentlicht am: 13. Februar 2012